Stress – warum wir gerade vor Weihnachten durchdrehen (und was du dagegen tun kannst)

Stress gehört mittlerweile fast zum guten Ton.
„Viel zu tun“ ist normal, „total im Stress“ schon fast ein Statussymbol.
Und dann kommt die Vorweihnachtszeit – und dreht den Regler noch mal ein Stück weiter nach oben.
In diesem Beitrag schauen wir uns an:
  • wodurch Stress entsteht
  • was er mit Körper und Kopf macht
  • warum gerade jetzt vor Weihnachten alles „zu viel“ wird
  • und welche einfachen Methoden dir helfen können, wieder runter zufahren.
Stress verstehen lernen und damit umgehen
Was ist Stress überhaupt?
Ganz nüchtern:
Stress ist die Reaktion deines Körpers auf Belastung.
Eine Belastung kann sein:
  • zu viele Aufgaben in zu wenig Zeit
  • Konflikte, Sorgen, finanzielle Themen
  • Reizüberflutung (Lärm, Social Media, Termine, Erwartungen)
  • innere Ansprüche: „Ich muss funktionieren“, „Ich darf niemand enttäuschen“
Dein System bewertet eine Situation als „zu viel“ oder „bedrohlich“ → der Körper schaltet dann auf Alarmmodus.
Klassische Reaktion (vereinfacht):
  • Herzschlag schneller
  • Atmung flacher
  • Muskeln angespannt
  • Stresshormone wie Cortisol gehen hoch
Eigentlich ein cooles System – gedacht dafür, kurz leistungsfähig zu sein.
Problem: Wir leben nicht mehr in kurzen Stress-Spitzen, sondern im Dauerlaufmodus.

Stress ist oft weniger das Problem da draußen – sondern der Druck, den wir uns im inneren machen


Wodurch entsteht Stress – äußerlich und innerlich?
Äußere Stressfaktoren
  • Druck im Job, Deadlines, Schichtarbeit
  • Familienorganisation, Care-Arbeit, Kinder, Angehörige
  • finanzielle Unsicherheit
  • Lärm, ständige Erreichbarkeit, ständiger Input
  • vor Weihnachten: Geschenke, Treffen, Planungen, volle Städte, volle Terminkalender
Innere Stress Verstärker
Äußerliche Faktoren kannst du oft nicht komplett wegzaubern –
aber dein Mindset entscheidet mit, wie heftig du den Stress erlebst.
Innere Klassiker:
  • Perfektionismus: „Es muss richtig gut werden, sonst war es nichts.“
  • People Pleasing: „Ich darf niemanden enttäuschen.“
  • Vergleich: „Alle anderen kriegen das besser hin.“
  • Selbstbild: „Ich muss stark sein, ich darf nicht schlappmachen.“
Die Kombination aus „volle To-do-Liste“ + „hohe innere Ansprüche“ ist das perfekte Rezept für Dauerstress.

Vor Weihnachten brauchen wir nicht mehr Perfektion, sondern mehr Pausen


Vorweihnachtszeit: Warum wird es da besonders heftig?
Weihnachten ist oft emotional aufgeladen:
Es geht um Familie, Erwartungen, Traditionen, „so sollte es sein“.
Typische Stressquellen sind:
  • Geschenke organisieren („für alle was Persönliches“)
  • mehrere Familienbesuche unter einen Hut bekommen
  • Konflikte in Familien, die jedes Jahr „mit am Tisch sitzen“
  • finanzieller Druck durch Geschenke, Feiern, Reisen
  • der Anspruch: „Es soll harmonisch, besonders, magisch werden.“
Kurz:
Außen wird voller, innen wird enger.

Was macht Stress mit uns?
Wenn Stress zu viel wird oder zu lange anhält, zeigt sich das auf vielen Ebenen:
Im Körper:
  • Verspannungen, Nacken- und Rückenschmerzen
  • Kopfschmerzen, Magenprobleme
  • Schlafstörungen
  • Erschöpfung, aber trotzdem innere Unruhe
In der Psyche:
  • Gereiztheit, Dünnhäutigkeit
  • Überforderung, das Gefühl „Ich kann nicht mehr“
  • Grübeln, Katastrophenfilme im Kopf
  • weniger Freude, alles wird zum „Pflichtprogramm“
Im Verhalten:
  • mehr essen, trinken, scrollen, um runter zukommen
  • Rückzug oder Streit
  • „funktionieren“, aber innerlich leer sein
Stress ist nicht nur „viel zu tun“ –
Stress ist ein Zustand, in dem dein System im Überlebensmodus läuft, statt im Lebensmodus.

Dein Nervensystem braucht keine perfekten Feiertage, sondern Momente, in denen du wirklich durchatmen darfst


Einfache Methoden, um Stress runter zufahren – gerade jetzt
Hier ein paar alltagstaugliche Impulse, ohne 10-Punkte-Plan für das perfekte Leben.
1. Atmung: Der schnellste Not-Aus-Knopf 
Wenn du merkst, dass dein Stresspegel hochgeht:
  • 4 Sekunden einatmen
  • kurz halten
  • 6 Sekunden ausatmen
  • das 10–15 Atemzüge lang wiederholen
Lange Ausatmung signalisiert deinem Nervensystem:
„Gefahr vorbei – du darfst runterfahren.“
Das kannst du überall machen: im Bad, im Auto, in der Schlange, auf dem Sofa.

2. Erwartungen runter dimmen
Vor allem vor Weihnachten lohnt sich die Frage:
„Was muss wirklich – und was denke ich nur, dass es  sein muss?“
Praktisch:
  • Statt 8 Sorten Plätzchen → 2 Sorten, dafür ohne Drama
  • Statt jedem ein perfektes Geschenk → lieber eine kleine, aber ehrliche Gesten
  • Statt alle Verwandten an drei Tagen → klare Absprachen, was dieses Jahr realistisch ist
Du darfst dir sagen:
„Es ist okay, wenn es dieses Jahr einfacher wird.“

3. Mini-Pausen statt „Durchziehen bis zum Umfallen“
Viele warten auf den einen großen Urlaub, statt sich im Alltag kleine Luken zu öffnen.
Hier ein paar Ideen für dich:
  • 5 Minuten ohne Handy ans Fenster stellen
  • kurze Tee-/Kaffeepause ohne To-do-Liste im Kopf
  • 10 Minuten Spaziergang um den Block
Lieber mehrere kleine Pausen als gar keine.
Dein System braucht kurze Momente ohne Input.

4. To-do-Liste vs. To-be-Liste
Vor Weihnachten sind die To-do’s endlos.
Frag dich zusätzlich:
„Wie möchte ich mich in dieser Zeit eigentlich fühlen?“
Zum Beispiel:
  • verbunden
  • etwas ruhiger
  • präsent
  • dankbar
Dann prüfe:
Passen deine To-dos dazu?
Oder erzeugst du mit deinen Planungen genau das Gegenteil?
Eine kleine Anpassung reicht manchmal:
  • weniger Hetzen, mehr bewusste Momente
  • ein Abend ohne Programm
  • ein Treffen weniger, dafür in Ruhe

5. Grenzen setzen – auch jetzt
Nur weil „Feiertage“ sind, musst du nicht:
  • überall dabei sein
  • jede Einladung annehmen
  • jede Diskussion mitmachen
Du darfst:
  • sagen: „Dieses Jahr schaffe ich das nicht.“
  • Besuche kürzer halten
  • „Nein“ sagen, wenn du innerlich ein deutliches Nein fühlst
Grenzen sind nicht unhöflich – sie sind eine reine Selbstfürsorge.

6. Den Körper mitnehmen: Stress abbauen, nicht nur denken
Stress raus zu denken funktioniert selten.
Dein Körper will mitreden.
Das könnte helfen:
  • lockere Bewegung (Spazieren, Yoga, Dehnen)
  • einmal bewusst schütteln (Arme, Beine, Schultern)
  • tanzen zu einem Song, der dich wieder zu dir bringt
Der Körper braucht einen Weg, die Spannung loszuwerden.

Du bist wichtiger als jede To-do-Liste – auch im Dezember


Deine Mitte kennen – und was das mit Frieden zu tun hat 
Zwischen „ich funktioniere nur“ und „ich breche komplett ein“ liegt deine Mitte.
Deine Mitte ist der innere Ort, an dem du:
  • merkst, wie es dir wirklich geht
  • dir erlaubst, Pausen zu machen
  • Entscheidungen triffst, die nicht nur allen anderen, sondern auch dir gut tun
Innerer Frieden bedeutet nicht:
  • dass du nie gestresst bist
  • dass alles immer harmonisch läuft
Sondern:
  • du nimmst wahr, was los ist
  • du reagierst nicht nur aus Panik, sondern zunehmend bewusst
  • du weißt, wie du zu dir zurückkommst
Gerade in der Vorweihnachtszeit kann es dein Gamechanger sein, dir ab und zu innerlich zu sagen:
„Ich darf es einfacher machen.
Ich darf langsamer machen.
Ich bin wichtiger als das perfekte Programm.“

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